See you in Motala

Radrennen im schwedischen Dauerregen

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung – 04.07.2012

Die „Vätternrundan“ gilt als die größte Amateurfahrradtour der Welt. Am Wochenende vor dem Mittsommernachtsfest nimmt ein Heer von Radfahrer die Herausforderung an, den sechstgrößten See Europas, den Vätternsee (3-mal so groß wie der Bodensee), zu umrunden. Die Teilnehmerzahl ist auf 23.000 begrenzt. Auch für die Vätternrundan 2012 waren die Startplätze binnen weniger Tage ausgebucht und Ulli mittendrin.

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Am Ziel – nach 300 km, 1400 Höhenmetern und noch unter 16 Stunden

Start und Ziel der 300 Kilometer langen Radtour liegen in Motala. Die „Vätternrundan“ ist eine Volksradtour, deswegen werden den Teilnehmern auch keine exakten Resultatlisten mitgeteilt. So weiß Jaroschek denn auch nicht, auf welchem Platz er gelandet ist. Gewonnen hat er trotzdem: jede Menge unvergessliche Eindrücke.

Eine Fahrradtour ist die „Vätternrunda“ nicht mehr und ein klassisches Volksradfahren wie die „Elfstedentocht“ in Friesland erst recht nicht. schreibt Ulli. Das weltgrößte Jedermann-Radsport-Event entwickelt sich zum Radrennen für ambitionierte Freizeit-Racer.

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Noch scheint die Sonne – mit dem „Nummerlappar“ geht’s los
Startzeit 22:14

Dementsprechend sei die Streckenführung eher schnell und langweilig als landschaftlich schön. Meist gehe es über gut ausgebaute unendlich lange gerade Europastraßen. „Das Streckenprofil ist mit mehr als 1400 Höhenmetern anspruchsvoll und bietet neben endlosen langgestreckten Anstiegen auch einige knackige Steigungen“, berichtet Ulli.

Im Teilnehmerfeld sei eine deutliche Steigerung der sogenannten Sub9 Gruppen zu bemerken, die das Rennen unter neun Stunden Gesamtfahrzeit schaffen wollen. „Die Schnellsten schafften die 300 Kilometer in weniger als sieben Stunden“, erzählt der Radsportler.

In diesem Jahr habe eigentlich eine größere Gruppe der THC-Radsportabteilung an diesem Event teilnehmen wollen, aber nur er habe sich rechtzeitig einen Startplatz sichern können, freut sich Ulli.

Um 22:14 startete er bei Sonnenschein in die schwedische Sommernacht. Die eigene Startgruppe war schnell und die Nacht flog bei über 30 Kilometer die Stunde (km/h) dahin. Um 3:00 wurde mit Jönköping der südliche Wendepunkt erreicht. Im Depot gab es Köttbullar – traditionelle schwedische Fleischbällchen – zum Frühstück und draußen wurde es hell.

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Gränna – 01:26 – die Nacht flog dahin
das erste Stundenmittel über 30 km/h

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Jönköping – 03:02 – Köttbullar zum Frühstück und draußen wurde es hell

„Ab jetzt wurde es unangenehm. Statt Sonnenaufgang fing es an zu regnen, fünf Stunden Dauerregen – mal mehr, mal noch mehr“, schildert Ulli die Ereignisse. „Das ging an die Substanz und machte mürbe.“ Kälte und Erschöpfung hätten viele zur Aufgabe gezwungen. Auf diesen 100 km seien über 1400 Sportler vom Rad gestiegen. Am Depot in Karlsborg türmten sich die abgestellten Rennräder im Nieselregen und warteten auf den Abtransport.

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Fünf Stunden Dauerregen und Kälte – das machte mürbe

 

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Immer wieder langgezogen bergauf oder kurz und knackig
1.400 Höhenmeter insgesamt 

„100 gehen immer“ – und das Wetter klarte irgendwann auf. Die Strecke wurde aber hügeliger und die Beine weicher. „Aber jeder abgehakte Kilometer motivierte zusätzlich“, so Ulli weiter. Salzgurken und Blaubeersuppe in den Depots sorgten für die notwendige Energie.

Während er mit anderen gleichmäßig die Kurbel trat, überholten durchtrainierte Rennsportgruppen mit Startzeiten vom frühen Morgen die Freizeitradler. Und das Ziel teilte er sich mehrheitlich mit Fahrern die fünf oder sechs Stunden später gestartet waren.

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Jeder für sich ein Sieger 

Aber am begeisterten hätten die „Finisher“ mit Startnummern des gestrigen Tages gewirkt, die 14 Stunden und mehr im Sattel saßen, Sonnenuntergang, die gesamte schwedische Sommernacht – und natürlich f+nf Stunden Dauerregen – erlebten. Nur so kann der Zieleinlauf emotional richtig wirken.

Ullis Versuch, unter den 16 Stunden zu bleiben endete in einem rasanten Schlussspurt über die letzten 3 – 4 Kilometer. „In einer großen Gruppe (20 bis 30) rasten wir mit gut über 30 km/h durch Motala und bogen so in die Zielgerade – das hatte schon was von Tour de France“, schwärmte Ulli.

Er hat durchgehalten. Aber insgesamt 2218 Radler gaben vorzeitig auf.

Vätternrundan 2012

6600 Ulrich, Westerkappeln

PlatzZeitResultatDistanzPositionAnzahl
Start22:14   19.002
Gränna01:2603:128014.59018.786
Bankeryd04:1706:0311415.19618.159
Hjo06:4508:3117714.99317.644
Aspa11:2313:0924815.24816.835
Medevi13:0914:5527715.25616.805
Ziel14:1015:5630015.22616.784
Nicht vollendet    2.218
Nicht gestartet    4.245
TourStartnr.StartZielGesamtzeitFahrtzeitkm/h
Vätternrundan 2012660022:1414:1015:5612:4823,5
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Karlsborg – 09:10 – Hier geht nichts mehr – Opfer von Regen, Kälte
und Erschöpfung – Aufgaben 93 km vor dem Ziel – insgesamt 2.218

http://resultatjakt.se/events/vattern_2012/

http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/viewtopic.php?t=5623&sid=337cf62118f30bedf7cbd8a369ae4954

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Author: ulli